Aus: William A. Richards, Heilige Erkenntnis: Der psychedelische Weg zu Offenbarung und Heilung
Dann, nachdem man mir gesagt hatte, dass ich für den Test zugelassen wurde, führte man mich in einen schummrigen, trostlosen Kellerraum, gerade groß genug für eine Pritsche, einen Nachttisch und einen Stuhl. Ich traf Gerhard Baer, einen netten psychiatrischen Assistenzarzt etwa in meinem Alter, der einen schicken weißen Kittel und ein Stethoskop trug. Nach einem kurzen Plausch injizierte er mir ein Psilocybin-Derivat in flüssiger Form. Auch wenn man während der nächsten drei Stunden gelegentlich nach mir sah, wurde ich im Grunde dann allein gelassen. Ich besann mich meines Kindheitsglaubens (ich war Methodist) und vertraute im Stillen darauf, dass Gott bei mir wäre, wenn irgendwelche schwierigen Kindheitserinnerungen an die Oberfläche kommen sollten.
Zu meiner absoluten Verblüffung sah ich bald, dass in meinem Sichtfeld unglaublich schöne, multidimensionale Netze komplizierter geometrischer Muster entstanden, die mich immer tiefer in ihren Bann zogen. Ich konnte sie mit offenen Augen sehen, stellte aber fest, dass sie noch lebhafter und genauer zu erkennen waren, wenn ich die Augen schloss. Ich erkannte das Leben innerhalb dieser wogenden Formen und fühlte mich, als könnte ich irgendwie in die Energie eintreten, die zwischen ihnen floss. Bald fand ich mich umgeben von unglaublich detaillierten Bildern, die ich am ehesten als islamische Architektur und arabische Schrift beschreiben kann (wobei ich von beidem keine Ahnung habe). Dann (entschuldigen Sie die poetischen Anleihen) schien ich in den multidimensionalen Mustern aufzugehen oder meine normale Identität in ihnen zu verlieren, während sich die externe Brillanz eines mystischen Bewusstseins manifestierte. Bald wurde dieses Bewusstsein als außerhalb der Zeit stehend erfahren, ein Gipfel, von dem aus die Geschichte überblickt werden konnte. Mein Bewusstsein wurde von Liebe, Schönheit und Frieden überflutet, weit über das hinausgehend, was ich jemals empfunden oder auch nur für möglich gehalten hätte. „Ehrfurcht“, „Herrlichkeit“ und „Dankbarkeit“ waren die einzigen Worte, die noch wesentlich erschienen.
Einen Moment fand ich mich „auf der Erde wieder“, als Müllmänner die blechernen Mülltonnen der Klinik in der Gasse vor dem schmalen Fenster des Raumes leerten, hörte ich entfernt klingende Tempelglocken. Einmal kam auch Gerhard für ein paar Minuten herein und bat mich, mich mit überkreuzten Beinen an den Rand der Pritsche zu setzen, damit er meine Reflexe testen konnte. Ich erinnere mich, dass ich seiner Bitte entsprach und dabei die Arme mit den Handflächen nach oben ausstreckte. Er schlug gezielt mit seinem kleinen Hammer auf meine Patellasehnen und schrieb auf, was er feststellte, während ich das empfand, was ich später „Mitleid mit der Kindheit der Wissenschaft“ nannte. Mir war bewusst, dass die Forscher anscheinend keine Ahnung hatten, was wirklich in meiner inneren Erfahrungswelt geschah, weder von der unaussprechlichen Schönheit noch von dessen potenzieller Bedeutung für uns alle.
Als man mich, versunken in mein Staunen, erneut allein ließ, setzte sich mein Ego beziehungsweise meine alltägliche Persönlichkeit wieder genügend zusammen, um zu fürchten, dass ich womöglich die völlig überzeugende Realität dieses wunderbaren Bewusstseinszustandes vergessen könnte. Vorsichtig versicherte ich mich erneut, dass mein Körper sich bewegen konnte. Dann streckte ich den rechten Arm aus, um ein Stück blaues Papier auf dem Nachttisch neben mir zu ergreifen, nahm einen Bleistift und schrieb: „Realität ist. Es ist wahrscheinlich nicht wichtig, was man darüber denkt!“ Ich unterstrich das erste „ist“ dreimal.
Nachdem ich etwa vier Stunden nach der Injektion wieder einen normativen Geisteszustand erreicht hatte und vergeblich versuchte, meine Erfahrung, zumindest in Teilen, Gerhard zu schildern, ging ich langsam und nachdenklich zurück in meinen Schlafraum im Uhlhorn-Studienkonvikt, nur ein kleines Stück von der Klinik entfernt. Ich stieg in den vierten Stock, öffnete und schloss leise die Tür zu meinem Zimmer und legte mich sofort bäuchlings auf die breiten, rauen und gewachsten Fußbodenbretter wie ein Mönch vor dem Altar, sprachlos vor Ehrfurcht und Dankbarkeit. Ich war dankbar für die Privatsphäre, denn mir war bewusst, wenn andere mich beobachtet hätten, hätten sie mein Benehmen für seltsam, wenn nicht komplett verrückt, gehalten. Ich spürte intuitiv, dass alles in Ordnung war, und ich brauchte keine wohlmeinenden Freunde, die sich Sorgen um mich machten.